Deutschland sieht sich einer zunehmenden Welle von Cyber- und Infrastrukturbedrohungen gegenüber, wobei Bundeskanzler Olaf Scholz warnt, dass das Land unter einer “ernsten Bedrohung” durch ausländische Gegner, hauptsächlich Russland und gelegentlich China, steht. Bei einer Ansprache vor den Abgeordneten im Bundestag am Mittwoch hob Scholz jüngste Vorfälle hervor, die die Dringlichkeit unterstreichen, Deutschlands Cybersicherheit und nationale Verteidigung zu stärken.
“Wie wir alle wissen, kommen die Hauptursachen für Angriffe dieser Art, die unsere Cybersicherheit betreffen, aus Russland,” erklärte Scholz. “Und natürlich kommen sie auch gelegentlich aus China. Und das sollte nicht verschwiegen werden.”
Ostsee-Sabotage löst Alarm aus
Jüngste Störungen umfassten Schäden an zwei Unterwasser-Glasfaserkabeln in der Ostsee, was Verdacht auf Sabotage aufwarf. Diese Vorfälle folgen einem Bericht der deutschen Nachrichtenagentur DPA, dass ein russisches Schiff angeblich Signalmunition auf einen Bundeswehr-Hubschrauber in der Ostsee abgefeuert hat, was die Spannungen in der Region weiter eskalierte.
Die Angriffe fallen mit Enthüllungen aus den Vereinigten Staaten zusammen, die einen “anhaltenden” chinesischen Cyberangriff auf globale Telekommunikationsanbieter betreffen. Diese Entwicklungen werfen ein Schlaglicht auf die Verwundbarkeiten kritischer Infrastrukturen in den NATO-verbündeten Ländern, einschließlich Deutschland.
Deutschlands Reaktion auf eskalierende Bedrohungen
Bundeskanzler Scholz forderte verstärkte Anstrengungen, um sich gegen diese Bedrohungen abzusichern. „Wir müssen große Anstrengungen unternehmen, um uns gegen solche Angriffe zu wappnen“, sagte er und betonte die Notwendigkeit robuster Gegenmaßnahmen von den Sicherheitsbehörden. Scholz drängte diese Agenturen, weitere Vorfälle aufzudecken und zu verhindern, um die Infrastruktur und die Bürger Deutschlands zu schützen.
Der deutsche Auslandsgeheimdienst hat ebenfalls Bedenken hinsichtlich der strategischen Absichten Russlands geäußert. Beamte warnten, dass Moskau versuchen könnte, die NATO-Artikel 5, die gegenseitige Verteidigungsklausel, auszunutzen, indem es unter dem Vorwand, russische Minderheiten in verbündeten Gebieten zu schützen, begrenzte Interventionen inszeniert. Solche Aktionen könnten, so befürchten sie, die Einheit der NATO auf die Probe stellen und die Allianz potenziell destabilisieren.
Russland-Ukraine Friedensgespräche ins Stocken geraten
Die Cyber- und Infrastrukturbedrohungen entwickeln sich vor dem Hintergrund des laufenden Russland-Ukraine-Kriegs. Bundeskanzler Scholz betonte, dass Friedensverhandlungen ohne die direkte Beteiligung und Zustimmung der Ukraine nicht vorankommen könnten. „Entscheidungen können nicht über den Kopf der Ukraine hinweg getroffen werden“, betonte Scholz und fügte hinzu, dass Kiew die Diskussionen in Absprache mit seinen Verbündeten führen müsse.
Trotz Scholz’ diplomatischer Bemühungen, einschließlich eines einstündigen Telefonats mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, stellte der Kanzler eine mangelnde Bereitschaft Moskaus fest, Frieden zu suchen. „Der russische Präsident hat nicht gezeigt, dass er in Richtung Frieden etwas tun möchte“, bemerkte Scholz.
Ein Aufruf zu verstärkten Allianzen
Scholz’ Warnungen kommen zu einem Zeitpunkt, an dem die NATO-Staaten unter erhöhtem Druck stehen, ihre kollektiven Sicherheitsmaßnahmen zu verstärken. Der verdächtige Sabotageakt in der Ostsee und die zunehmenden Cyberangriffe unterstreichen die Bedeutung der Zusammenarbeit unter den Alliierten, um sowohl traditionellen als auch digitalen Bedrohungen entgegenzuwirken.
Deutschlands Bemühungen, seine Verteidigung zu stärken, werden wahrscheinlich verbesserte Überwachung, verbesserte Cyberfähigkeiten und stärkere internationale Zusammenarbeit umfassen, um weitere Aggressionen abzuschrecken. Angesichts der steigenden Spannungen in Europa signalisieren Scholz’ Äußerungen eine klare Anerkennung der Gefahren, die von staatlich gefördertem Cyberkrieg und physischer Sabotage ausgehen.