Die Europäische Union führt Gespräche über einen wegweisenden Verteidigungsfonds in Höhe von 500 Milliarden Euro, der darauf abzielt, die kollektive Sicherheit zu stärken, die Unterstützung für die Ukraine aufrechtzuerhalten und sich auf eine unberechenbarere transatlantische Beziehung unter einer möglichen zweiten Amtszeit von Donald Trump vorzubereiten. Diese mutige Initiative, die gemeinsames Leihen über ein spezielles Zweckvehikel (SPV) umfasst, stellt einen entscheidenden Moment für die Verteidigungspolitik der EU dar.
Ein Verteidigungsfonds zur Bewältigung wachsender Herausforderungen
Der vorgeschlagene Fonds, der auch für Nicht-EU-Staaten wie das Vereinigte Königreich und Norwegen offen ist, stellt einen bedeutenden Wandel in der Verteidigungsstrategie Europas dar. Durch die Nutzung der Anleihemärkte und die Inanspruchnahme nationaler Garantien anstelle von EU-weitem Rückhalt umgeht der Fonds traditionelle fiskalische Einwände von Ländern wie Deutschland, Dänemark und den Niederlanden. Die Initiative würde eine der größten gemeinsamen Investitionen Europas in die Verteidigung seit dem Zweiten Weltkrieg markieren.
Europäische Führer erkennen den dringenden Bedarf an einem einheitlichen Verteidigungsansatz an. Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis hob den wachsenden Konsens unter den EU-Führern hervor:
„Es gibt ein erneuertes Gefühl der Dringlichkeit angesichts der Sicherheitsherausforderungen Europas und Trumps Rückkehr an die Macht.“
Warum jetzt? Der Trump-Faktor
Trumps Rhetorik bezüglich der finanziellen Beiträge der NATO-Verbündeten und seine Warnungen an europäische Nationen, „zu zahlen“ für ihre Verteidigung, haben als Weckruf für den Kontinent gewirkt. Die EU sieht das potenzielle Wiederaufleben einer Trump-Administration als Katalysator, um eigenständige Sicherheitsmaßnahmen zu beschleunigen.
„Trump 2.0 wird wahrscheinlich als Katalysator für die EU wirken, mehr für die Ukraine sowie für ihre eigene Sicherheit und Verteidigung zu tun“, sagte Mujtaba Rahman von der Eurasia Group.
Wie es funktioniert: Finanzierungsstruktur und Verwendung
Der Verteidigungsfonds würde auf einem gemeinsamen Finanzierungsmodell basieren, wobei die Europäische Investitionsbank (EIB) voraussichtlich die Treasury-Funktionen überwachen und nationale Garantien verwalten wird. Entscheidend ist, dass die Teilnahme am Fonds freiwillig ist, was militärisch neutrale EU-Staaten wie Irland und Österreich die Möglichkeit gibt, auszutreten.
Die Mittel sind für gemeinsame Verteidigungsprojekte vorgesehen, einschließlich der von Polen und Griechenland vorgeschlagenen Luftverteidigungssysteme, die allein das gesamte Volumen von 500 Milliarden Euro verbrauchen könnten. Beamte glauben, dass der Fonds Verteidigungsauftragnehmer dazu anregen wird, langfristige Investitionen zu tätigen, was ein entscheidender Schritt zur Behebung der rückständigen Verteidigungsfähigkeiten Europas ist.
Es bleiben jedoch wesentliche Fragen darüber, wie das Geld verteilt werden wird.
„Wir sind nicht gegen die Bereitstellung von mehr Geld für die Verteidigung“, sagte ein hochrangiger Beamter. „Aber die Priorität muss darin bestehen, genau zu definieren, wofür dies ausgegeben werden soll.“
Ein Balanceakt für Brüssel
Die EU steht vor heiklen Verhandlungen, insbesondere mit Deutschland, das sich angesichts der bevorstehenden Bundestagswahlen im Februar zurückhaltend verhält. In der Zwischenzeit signalisieren Länder wie die Niederlande, Finnland und Dänemark breite Unterstützung. Brüssel hofft, dass der Fonds die Unterstützung aller wichtigen Akteure sichern kann, um Europa eine durchsetzungsfähigere Position in der globalen Sicherheit zu ermöglichen.
Die Einsätze für Europa
Der Fonds in Höhe von 500 Milliarden Euro unterstreicht Europas Anerkennung der wachsenden Notwendigkeit, mehr eigene Verteidigungspflichten zu übernehmen, insbesondere da die traditionellen US-Garantien weniger sicher werden. Angesichts des andauernden Krieges in der Ukraine, der eskalierenden Spannungen im Indopazifik und der angespannten transatlantischen Beziehungen sind die Verteidigungsambitionen der EU eine strategische Notwendigkeit.
Der Weg nach vorne
Während die Diskussionen voranschreiten, muss die EU nicht nur die Einzelheiten der Finanzierung klären, sondern auch die operativen Rahmenbedingungen und Prioritäten für die Ausgaben festlegen. Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, hat den Fonds als „das Minimum, was erforderlich ist“ beschrieben, um die Sicherheitsbedürfnisse Europas im nächsten Jahrzehnt zu adressieren.
Wenn er erfolgreich ist, könnte der Verteidigungsfonds zu einem Grundpfeiler von Europas Streben nach strategischer Autonomie werden, indem er die geopolitische Landschaft des Kontinents umgestaltet und dessen Fähigkeit stärkt, zukünftigen Herausforderungen unabhängig zu begegnen.