Die Ukraine hat Russland beschuldigt, einen massiven Cyberangriff auf kritische Regierungsdatenbanken orchestriert zu haben, was einen der bedeutendsten Cybervorfälle der letzten Zeit darstellt. Der Angriff erfolgt vor dem Hintergrund zunehmender Raketenangriffe auf Kiew und unterstreicht die vielschichtige Natur des anhaltenden Angriffs Russlands auf die Ukraine.
„Ein Angriff auf kritische Infrastruktur“
Die stellvertretende Ministerpräsidentin Olha Stefanishyna beschrieb den Vorfall als den „größten externen Cyberangriff auf die staatlichen Register der Ukraine in der letzten Zeit.“ In einem Beitrag auf Facebook erklärte sie: „Es ist bereits klar, dass der Angriff von den Russen durchgeführt wurde, um die Arbeit der kritischen Infrastruktur des Staates zu stören.“
Die Cyberoffensive hat vorübergehend die Einheitlichen und Staatlichen Register lahmgelegt, essentielle Systeme, die Informationen über den Zivilstand, Eigentumsrechte und juristische Personen enthalten. Auch Backup-Server in Polen wurden Berichten zufolge angegriffen, obwohl diese Behauptungen, die von der Hackergruppe „XakNet Team“ auf Telegram aufgestellt wurden, unbestätigt bleiben.
Ein koordinierter digitaler und physischer Angriff
Der Cyberangriff fiel mit einem intensiven Raketenbeschuss auf Kiew zusammen, was seine Auswirkungen weiter verstärkte. Die ukrainischen Behörden glauben, dass diese Aktionen Teil einer koordinierten Strategie sind, um Panik unter den Bürgern zu säen und die Regierung zu destabilisieren.
„Der Feind versucht, diese Situation in seinen Informationsoperationen zu nutzen, um Panik unter den Bürgern der Ukraine und im Ausland zu säen,“ sagte Stefanishyna und verband den Cyberangriff mit Russlands langjährigen hybriden Kriegsführungstaktiken.
Wiederherstellungs- und Reaktionsmaßnahmen im Gange
Während der Angriff den Zugang zu wichtigen staatlichen Registern vorübergehend aussetzte, bestätigte Stefanishyna, dass „andere Dienste funktionsfähig bleiben.“ Die ukrainischen Cybersicherheitsteams haben die Wiederherstellung der Register für den Zivilstand, juristische Personen und Immobilienrechte priorisiert, mit einer geschätzten Wiederherstellungszeit von zwei Wochen.
Dieser Cybervorfall ist kein isoliertes Ereignis; er fügt sich in den unerbittlichen digitalen Krieg ein, dem die Ukraine seit Beginn der russischen Invasion ausgesetzt ist. Mit Russland verbundene Cyberangriffe haben zuvor die Energieinfrastruktur und die Finanzsysteme der Ukraine ins Visier genommen, oft mit verheerenden Folgen.
Ein Muster der Cyberaggression
Die Cyber-Intelligence-Abteilung von Google hat zuvor russische Hackergruppen, einschließlich „XakNet Team“, mit der russischen Militärintelligenz in Verbindung gebracht und dabei „mäßiges Vertrauen“ in deren Koordination ausgedrückt. Dieser neueste Cyberangriff passt in ein breiteres Muster digitaler Kriegsführung, das darauf abzielt, die kritischen Systeme der Ukraine zu stören.
Russlands sich ausdehnender hybrider Krieg
Die doppelte Nutzung von physischen und cybernetischen Angriffen verdeutlicht Russlands vielschichtige Herangehensweise an den Krieg in der Ukraine. Während Raketen sofortige Zerstörung verursachen, untergraben Cyberangriffe die Regierungsoperationen und das öffentliche Vertrauen, was langfristige Störungen schafft.
Für die Ukraine wird der Kampf nun an zwei Fronten geführt—am Boden und im Cyberspace—während der Krieg in sein zweites Jahr geht, ohne Anzeichen einer Entspannung.