Die NATO hat Pläne angekündigt, ihre militärische Präsenz in der Ostsee zu verstärken, nachdem der Verdacht auf Sabotage des Estlink 2-Unterseekabels, das Finnland und Estland verbindet, aufkam. Dieser jüngste Vorfall erfolgt inmitten erhöhter Bedenken hinsichtlich der Verwundbarkeit kritischer Infrastrukturen in der Region und verstärkt die bereits durch Russlands Invasion in der Ukraine im Jahr 2022 angespannten Spannungen.
Sabotage am Weihnachtstag löst Alarm aus
Das Estlink 2-Kabel, eine wichtige Stromverbindung zwischen Finnland und Estland, wurde am Weihnachtstag getrennt, nur wenige Wochen nachdem zwei Telekommunikationskabel in schwedischen Hoheitsgewässern durchtrennt wurden. Die finnischen Behörden haben eine Untersuchung des Öltankers Eagle S eingeleitet, der verdächtigt wird, an dem beteiligt zu sein, was die Beamten als „erschwerte Sabotage“ betrachten.
Der unter der Flagge der Cookinseln fahrende Tanker, der aus einem russischen Hafen segelte, wird als Teil von Russlands sogenannter „Schattenflotte“ angesehen – einer Gruppe von Schiffen, die beschuldigt werden, westliche Sanktionen zu umgehen, indem sie russisches Öl transportieren. Der finnische Präsident Alexander Stubb bestätigte, dass die Situation unter Kontrolle ist, betonte jedoch die Notwendigkeit, wachsam zum Schutz kritischer Infrastrukturen zu sein.
NATO verstärkt sich
Der NATO-Generalsekretär Mark Rutte bekräftigte das Engagement des Bündnisses zur Sicherung der baltischen Sicherheit und erklärte, dass die NATO ihre militärische Präsenz in der Region erhöhen werde. Nach Gesprächen mit dem finnischen Präsidenten Stubb und dem estnischen Ministerpräsidenten Kristen Michal äußerte Rutte die volle Solidarität der NATO mit ihren baltischen Verbündeten.
„Angriffe auf kritische Infrastrukturen sind inakzeptabel“, erklärte Rutte, verurteilte den Vorfall und versprach eine robuste Unterstützung der NATO für sowohl Finnland als auch Estland. Der estnische Verteidigungsminister Hanno Pevkur unterstützte diese Aussage und kündigte den Beginn von Marinepatrouillen an, um das Unterseekabel zu sichern, und betonte Tallins Bereitschaft, sowohl militärische als auch nicht-militärische Mittel zum Schutz seiner Energieverbindungen mit Finnland einzusetzen.
Die EU drängt auf strengere Sanktionen
Parallel dazu hat die Europäische Union weitere Sanktionen gegen Russlands Schattenflotte angedeutet. Anfang dieses Monats setzte die EU etwa 50 Öltanker, die mit der Flotte in Verbindung stehen, auf die schwarze Liste, wodurch sich die Gesamtzahl auf 80 erhöhte. Diese Sanktionen zielen darauf ab, die Finanzierung der russischen Kriegsanstrengungen durch Preisobergrenzen und Exportbeschränkungen für sein Öl zu stören.
Die Schattenflotte, die durch veraltete Schiffe gekennzeichnet ist, die unter dubiosen Eigentumsverhältnissen betrieben werden, ist zu einem kritischen Werkzeug für Russland geworden, um Sanktionen zu umgehen. Die EU-Führer haben nach den jüngsten baltischen Vorfällen eine Verschärfung dieser Operationen gefordert.
Ostsee: Ein Hochrisiko-Schlachtfeld
Die Ostsee ist zu einem Brennpunkt geopolitischer Spannungen geworden.
- Explosionen der Nord Stream-Pipeline: Im September 2022 kam es zu Explosionen, die die Nord Stream-Gaspipelines beschädigten, wobei die Täter bislang unbekannt sind.
- Schäden an Unterwasser-Gaspipelines: Im Oktober 2023 wurde ein Anker eines chinesischen Frachtschiffs mit Schäden an einer Unterwasser-Gaspipeline zwischen Finnland und Estland in Verbindung gebracht.
- Durchtrennungen schwedischer Telekommunikationskabel: Im November 2024 wurden zwei schwedische Telekommunikationskabel durchtrennt, wobei der Verdacht auf die Yi Peng 3 fiel, ein Schiff, das sich zur fraglichen Zeit in der Gegend aufhielt.
Diese Vorfälle verdeutlichen die strategischen Verwundbarkeiten der Unterwasserinfrastruktur, insbesondere da Russland vor zunehmender internationaler Isolation und Sanktionen steht.
Kritische Infrastruktur unter Bedrohung
Der mutmaßliche Sabotageakt an dem Estlink 2-Kabel hebt die zunehmende Häufigkeit von Angriffen auf lebenswichtige Infrastruktur in Europa hervor. Die Reaktion der NATO unterstreicht den Fokus des Bündnisses auf den Schutz der Mitgliedstaaten gegen hybride Bedrohungen, zu denen Cyberangriffe, Desinformationskampagnen und physische Sabotage gehören.
Die Entsendung von NATO-Truppen in die Ostsee wird voraussichtlich als Abschreckung wirken und gleichzeitig die Mitgliedstaaten von dem Engagement des Bündnisses für kollektive Sicherheit überzeugen.