Der polnische Präsident Andrzej Duda hat seine Regierung aufgefordert, eine sichere Passage für den israelischen Premierminister Benjamin Netanyahu zu gewährleisten, der einem Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs (ICC) unterliegt, sollte er an der 80. Jahrestagung der Befreiung von Auschwitz-Birkenau am 27. Januar teilnehmen.
Ein umstrittener Appell
In einem Brief an Premierminister Donald Tusk betonte Duda die „außergewöhnlichen Umstände“ der Gedenkveranstaltung und drängte darauf, dass Netanyahu einen „ungestörten Aufenthalt“ auf polnischem Boden gewährt werden sollte. Diese Bitte erfolgt vor dem Hintergrund internationaler Kritik an Netanyahus Führung während der militärischen Offensive Israels im Gazastreifen, die im Oktober 2023 als Reaktion auf die Angriffe der Hamas gestartet wurde. Der ICC-Haftbefehl beschuldigt Netanyahu von Kriegsverbrechen im Zusammenhang mit dem Konflikt, der Berichten zufolge zu Zehntausenden von palästinensischen Opfern geführt hat.
Abwägung von rechtlichem und historischem Kontext
Polen ist als Unterzeichner des Römischen Statuts rechtlich verpflichtet, ICC-Haftbefehle durchzusetzen. Dudas Appell deutet jedoch auf eine diplomatische Ausnahme hin, die mit der historischen Bedeutung der Auschwitz-Gedenkveranstaltung verbunden ist – einem zentralen globalen Ereignis, das das dunkelste Kapitel des Holocaust markiert. Auschwitz-Birkenau war der Ort der systematischen Vernichtung von etwa einer Million Menschen, überwiegend Juden, durch das Nazi-Regime.
Netanyahus potenzielle Anwesenheit ungewiss
Netanyahu hat keine Pläne angekündigt, an der Gedenkfeier teilzunehmen, und wurde vom Auschwitz-Museum nicht offiziell eingeladen, das Einladungen ausschließlich an Holocaust-Überlebende verschickt hat. Seine Anwesenheit würde jedoch wahrscheinlich erhebliche internationale Aufmerksamkeit auf sich ziehen, angesichts der rechtlichen und politischen Auswirkungen.
ICC-Haftbefehl und globale Reaktionen
Der ICC-Haftbefehl setzt Netanyahu in den 120 Mitgliedstaaten einem Risiko der Festnahme aus. Dennoch haben einige Länder, darunter Frankreich und Ungarn, erklärt, dass sie den Haftbefehl nicht durchsetzen werden. Dies hat eine breitere Debatte über das Gleichgewicht zwischen internationalen rechtlichen Verpflichtungen und geopolitischen Überlegungen ausgelöst.
Breitere Implikationen
Das Gesuch von Duda unterstreicht die Spannungen zwischen Polens historischer Rolle im Gedenken an den Holocaust und seinen zeitgenössischen Verpflichtungen nach internationalem Recht. Es hebt auch die Komplexität von Netanyahus Führung, das Streben des ICC nach Gerechtigkeit und den laufenden globalen Diskurs über Verantwortung in bewaffneten Konflikten hervor.