Der slowakische Premierminister Robert Fico kündigte am Donnerstag an, dass seine Regierung bereit ist, strenge politische und wirtschaftliche Sanktionen gegen die Ukraine zu verhängen, als Reaktion auf Kiews Weigerung, den Transit von russischem Gas in die Europäische Union zu erleichtern. Dieser Schritt markiert eine Eskalation der regionalen Spannungen mit erheblichen Auswirkungen auf die Energiestabilität der EU und die Beziehungen zwischen der Slowakei und der Ukraine.
Fico fordert Gasfluss oder „harte Maßnahmen“
Nach hochrangigen Gesprächen in Brüssel mit dem EU-Energiekommissar Dan Jørgensen beschuldigte Fico die Ukraine, absichtlich die Exporte fossiler Brennstoffe aus Russland zu behindern, und warnte vor Vergeltungsmaßnahmen, falls die Pattsituation anhält.
„Die slowakische Regierung wird harte Gegenschritte einführen“, erklärte Fico und fügte hinzu: „Dieses Thema zu ignorieren bedeutet, die Spannungen in der EU und in den bilateralen Beziehungen zu eskalieren.“
Der Streit dreht sich um Kiews Entscheidung, die Verlängerung eines Transitabkommens abzulehnen, das zu Beginn des Jahres 2025 abgelaufen ist. Dieses wegweisende Abkommen erlaubte es dem russischen Energieriesen Gazprom zuvor, Gas über ukrainische Pipelines in die Slowakei und andere EU-Staaten, einschließlich Ungarn und Tschechien, zu transportieren. Trotz der Lobbyarbeit von Slowakei und Ungarn zur Erneuerung des Abkommens hat die Ukraine standhaft geblieben und verweist auf ihre Unwilligkeit, russische Einnahmequellen angesichts des anhaltenden Krieges zu unterstützen.
Wirtschaftliche Auswirkungen für die Slowakei
Die Regierung von Fico behauptet, dass die Slowakei jährlich bis zu 500 Millionen Euro an Transitgebühren verlieren könnte, eine kritische Einnahmequelle für das kleine mitteleuropäische Land. „Man könnte sagen, das ist nicht viel“, sagte Fico, „aber die Slowakei ist ein kleines Land, und wir sind gezwungen, öffentliche Mittel zu konsolidieren.“
Der finanzielle Schlag kommt, während die Slowakei mit inländischen Haushaltsproblemen kämpft, was die Dringlichkeit einer Lösung erhöht. Fico deutete zuvor drastische Maßnahmen an, darunter die Reduzierung von Stromexporten nach Ukraine, die aufgrund anhaltender russischer Angriffe auf ihre Energieinfrastruktur mit schweren Stromengpässen zu kämpfen hat.
EU-Reaktion und ukrainischer Widerstand
Die Europäische Kommission spielte unmittelbare Bedenken hinsichtlich Gasengpässen oder Preisanstiegen herunter und erklärte, dass die Einstellung der russischen Gasflüsse die Energieversorgung der EU noch nicht gestört habe. Die Forderungen der Slowakei haben jedoch den Druck auf Brüssel erhöht, in der Krise zu vermitteln. Jørgensen schlug vor, eine hochrangige Arbeitsgruppe einzurichten, um die Situation zu bewerten und mögliche Lösungen zu erkunden.
Unterdessen bleibt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj entschlossen und lehnt jede Möglichkeit ab, Russland durch den fortgesetzten Gastransit Gewinne zu verschaffen. „Wir werden nicht zulassen, dass Russland zusätzliche Milliarden mit unserem Blut verdient“, erklärte Selenskyj. „Jedes Land in der Welt, das etwas Billiges von Russland bekommen kann, wird letztendlich von Russland abhängig werden.“
Orban und Fico drohen mit umfassenderer Vergeltung
Ficos Drohungen kommen inmitten einer wachsenden Annäherung an Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán, einen langjährigen Verbündeten des Kremls. Beide Führer haben angedeutet, dass sie den EU-Beitritt der Ukraine als Druckmittel blockieren könnten, ein Schritt, der wahrscheinlich die Spannungen mit Brüssel und Kiew anheizen wird. Orbán, der enge Beziehungen zu Moskau pflegt, hat Ficos Kritik wiederholt und die Ukraine beschuldigt, den Energietransit zu weaponisieren, um Nachbarländer unter Druck zu setzen.
Ein geopolitisches Pulverfass
Die Auseinandersetzung über den Gastransit hat die Slowakei in einen heiklen geopolitischen Balanceakt gedrängt. Ficos Rhetorik unterstreicht die breiteren Spaltungen innerhalb der EU darüber, wie man die Beziehungen zu Russland und der Ukraine im Kontext des laufenden Konflikts handhaben sollte. Während Länder wie die Slowakei und Ungarn einen pragmatischen Ansatz verfolgen, der die russischen Energieimporte aufrechterhält, plädieren andere, darunter Polen und die baltischen Staaten, für eine harte Linie gegen jede Abhängigkeit von Moskau.
Ein Blick in die Zukunft
Mit steigenden Spannungen wird die Fähigkeit der EU, eine Lösung zu vermitteln, auf die Probe gestellt. Während die Slowakei auf Entschädigung für verlorene Einnahmen und eine Wiederaufnahme des Transits besteht, bleibt die Ukraine standhaft in ihrer Weigerung, das Abkommen zu verlängern. Die neu angekündigte hochrangige Arbeitsgruppe könnte als Plattform für einen Kompromiss dienen, aber der Weg nach vorne ist voller Herausforderungen.