In der Welt des Profisports, in der viel auf dem Spiel steht, sind Trainer unverzichtbare Helfer für Athleten, die nicht nur technische Ratschläge, sondern auch persönliche Ermutigung bieten. Wenn jedoch die Grenzen verschwommen werden, kann die Beziehung zwischen Trainer und Spieler schnell in eine komplexe und in einigen Fällen schädliche Dynamik umschlagen. Dies ist eine Erzählung, die sich immer wieder entfaltet hat, mit bemerkenswerten Beispielen wie Pam Shriver und Jelena Dokic. Doch der auffälligste Fall, der derzeit Schlagzeilen macht, betrifft Elena Rybakina und ihren Trainer.
Rybakinas Karriere nahm 2024 nach einer erfolgreichen Partnerschaft mit Trainer Stefano Vukov, die 2022 mit einem Wimbledon-Sieg gipfelte, eine scharfe Wendung. Nach den US Open führten Anschuldigungen wegen verbaler und psychologischer Misshandlung zur Trennung zwischen Rybakina und Vukov. Die Women’s Tennis Association (WTA) verhängte umgehend eine vorläufige Sperre gegen Vukov, die später bestätigt wurde und ihm für ein Jahr von offiziellen Trainerrollen ausschloss. Trotz der nachfolgenden Kontroversen stellte Rybakina 2025 Vukov erneut ein, eine Entscheidung, die mit erheblichem Widerstand aufgenommen wurde. Rybakina hat jedoch ihren Trainer entschieden verteidigt und sich geweigert, sich von dem Mann zu distanzieren, der im Mittelpunkt des Skandals steht.
Barbara Schett, eine ehemalige WTA-Spielerin, sprach kürzlich über das Thema und verglich es mit früheren Fällen von Missbrauch im Sport. In einem Gespräch mit Kicker wies Schett auf die Schwere der Situation hin und nannte die Angst vor persönlichen Konsequenzen als Abschreckung für viele Spieler, sich zu äußern. Sie berichtete von ihren eigenen Ängsten vor Jelena Dokics Vater und gab zu, dass sie wahrscheinlich schweigen geblieben wäre aus echter Angst um ihr Leben.
Die Geschichte von Jelena Dokic bleibt ein erschreckendes Kapitel in der Tennisgeschichte. Ihr Vater, Damir Dokic, unterzog sie während seiner Zeit als ihr Trainer jahrelang verbalem, emotionalem und physischem Missbrauch. Bereits 1999, als Dokic die Weltranglistenerste Martina Hingis in Wimbledon besiegte, eskalierten die gewalttätigen Ausbrüche ihres Vaters alarmierend. Sein störendes Verhalten führte schließlich zu Turnierverboten und mehreren Kontroversen. In ihrer Autobiografie ‚Unbreakable‘ von 2017 schilderte Dokic den erschreckenden Missbrauch, dem sie ausgesetzt war, einschließlich der Tatsache, dass sie bewusstlos geschlagen wurde. 2009 wurde Damir Dokic zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, weil er den australischen Botschafter bedroht hatte.
Dennoch stellte Schett klar, dass die Situation zwischen Rybakina und Vukov nicht ganz mit dem Fall von Dokic vergleichbar ist. Sie erklärte, dass, während Dokic ebenfalls körperlichen Missbrauch erlitten habe, das Bewusstsein für die Schwere solcher Situationen möglicherweise erst später im Leben einsetze. Laut Schett haben bereits mehrere Spielerinnen die WTA bezüglich Rybakina und Vukov kontaktiert und betont, dass sie aus Angst um Anonymität bitten.
Schett teilte auch Einblicke von Rybakinas ehemaligem Trainer, Goran Ivanisevic, zur Situation. Nach einer kurzlebigen Partnerschaft mit Rybakina Ende 2024, die nach den Australian Open 2025 endete, äußerte Ivanisevic Bedenken über die private Natur von Rybakinas Beziehung zu Vukov und deutete auf eine bevorstehende Katastrophe hin, während Vukov versucht, seinen Platz in ihrem Team zurückzuerobern. Er betonte die Notwendigkeit, dass Vukov aus ihrem Leben austritt, angesichts seiner fragwürdigen Handlungen, und lobte die WTA für ihre Schutzmaßnahmen.
Zusätzlich zu Rybakinas Coaching-Problemen hat auch ihr langjähriger Fitness-Coach, Azuz Simcich, sich zurückgezogen. Die Auswirkungen ihrer Entscheidung, Vukov zu behalten, werden zunehmend offensichtlich und beginnen, ihr gesamtes Team zu beeinflussen. Derzeit steht Rybakina fest zu ihrer Entscheidung. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob sie ihre Wahl angesichts dieser Entwicklungen überdenken wird.