In den letzten Jahren haben sich die Regeln der Etikette bei Dinnerpartys weiterentwickelt. Was einst als gute Manieren galt – eine Flasche Wein als Geschenk mitzubringen – wird nun durch einen neuen Trend ersetzt. Laut einem Bericht von Waitrose entscheiden sich die Gäste zunehmend dafür, stattdessen eine Flasche Olivenöl oder andere langlebige Artikel mitzubringen. Die Zeiten, in denen Wein das bevorzugte Geschenk war, scheinen vorbei zu sein.
Dieser Wandel in den Geschenkvorlieben geschieht nicht ohne Grund. Das House & Garden-Magazin entfachte die Diskussion, als sie die Frage aufwarfen, ob eine „trendy“ Flasche Öl der neue Wein in Bezug auf Geschenke für Dinnerpartys sein könnte. Graza, eine Premium-Olivenölmarke, bestätigte, dass ihre Kunden und Investoren Olivenöl als Geschenk gut annehmen. Es kann nicht nur während der Mahlzeit verwendet werden, sondern es bleibt auch etwas für die zukünftige Verwendung übrig. Im Gegensatz dazu verschwindet eine Flasche Wein oft schnell oder verstaubt.
Die Veränderung in der Etikette geht über Olivenöl hinaus. Gäste ziehen jetzt Alternativen wie Oliven, Nüsse, Honig, Essig und hochwertiges Salz als geeignete Geschenke für die Gastgeber in Betracht. Diese Artikel halten nicht nur länger als Wein, sondern bieten auch mehr Vielseitigkeit in ihrer Verwendung.
Während das Mitbringen von Wein einst als gute Etikette galt, sieht die amerikanische TV-Köchin Ina Garten das anders. Sie glaubt, dass es nicht ideal ist, Gegenstände mitzubringen, die den Gastgeber dazu bringen könnten, sich verpflichtet zu fühlen, sie zu servieren. Anstelle traditioneller Geschenke wie Käse oder Wein empfiehlt sie Alternativen wie hausgemachtes Granola, hochwertigen Kaffee oder Karamellschokolade, die zu einem anderen Zeitpunkt genossen werden können.
Victoria Moore, die Wein-Korrespondentin von The Telegraph, praktiziert seit Jahren diesen alternativen Geschenkansatz, um nicht billig zu wirken, indem sie nur kostenlose Proben mitbringt. Sie bemerkte, dass ihre Freunde diesem Beispiel folgten, und spekulierte, dass dies möglicherweise aus der Annahme resultiert, dass der Gastgeber bereits die Weinauswahl getroffen hat.
Eine weitere unausgesprochene Verständigung scheint sich unter den Gästen herauszubilden – dass sie vermeiden sollten, Gegenstände mitzubringen, die Unordnung verursachen oder Platz im Schrank einer anderen Person einnehmen. Duftkerzen zum Beispiel sind aufgrund dieser Überlegung nicht mehr so beliebt wie früher.
Waitrose schlägt vor, dass eine Speisekammer, die mit hochwertigen und ästhetisch ansprechenden Marken gefüllt ist, zu einer Art Statussymbol geworden ist. Gäste, die Wein mitbringen, erscheinen eher mit Boxen- oder Dosenoptionen. Der Verkauf von unflaschenweise Wein hat seit letztem Jahr um 25 % zugenommen, was teilweise auf ihre Umweltfreundlichkeit und platzsparenden Vorteile zurückzuführen ist.
Im Bereich Cocktails gewinnen käsebasierte Getränke wie „Feta-Brine-Martinis“ an Beliebtheit. Auch herzhafte Umami-Cocktails sind laut einem Bericht der Getränke-Marke Diageo im Aufwind. Was die Essenswahl betrifft, erweisen sich flexible Optionen wie Dips und „Picky Bits“ als Publikumslieblinge.
Der Bericht von Waitrose hebt auch das sich ändernde Verhalten jüngerer Generationen in Bezug auf das Kochen hervor. Mit sozialen Medien wie TikTok, die Inspirationsquellen bieten, bleiben Kochbücher zunehmend auf der Strecke. Zweiundsiebzig Prozent der jungen Menschen verfolgen einen „Kein-Rezept“-Ansatz beim Kochen, während 70 % der über 45-Jährigen weiterhin auf ihre vertrauten Kochbücher angewiesen sind.
Während sich die Gesellschaft weiterentwickelt, verändert sich auch unser Verständnis von Etikette und Geschenkvorschriften. Es könnte bald zum neuen Standard werden, Olivenöl oder andere haltbare Gegenstände zu einer Dinnerparty mitzubringen. Die Zeiten, in denen Wein das Standardgeschenk war, scheinen zu schwinden, während Gastgeber und Gäste alternative Gesten annehmen, die sowohl Praktikabilität als auch Nachdenklichkeit bieten.