Der russische Präsident Wladimir Putin wich am Donnerstag einer direkten Zeitangabe für die Vertreibung ukrainischer Truppen aus der Region Kursk aus, trotz des zunehmenden Drucks von Anwohnern in dem von jüngsten Angriffen geplagten Grenzgebiet. Bei einer Pressekonferenz räumte Putin die laufenden Kämpfe ein und betonte die Unberechenbarkeit von Fristen, wobei er die operationale Sicherheit und die Komplexität des Konflikts hervorhob.
Keine Versprechen, nur Kämpfe
Auf die Nachfrage eines Anwohners aus Kursk hin gab Putin eine vorsichtige Antwort: „Ich kann und möchte nicht einmal ein konkretes Datum nennen, wann sie vertrieben werden. Es findet jetzt ein Kampf statt, ernsthafte Kämpfe. Wir werden sie definitiv vertreiben.“ Er erklärte weiter, dass die Bekanntgabe einer Frist den ukrainischen Truppen einen strategischen Vorteil verschaffen würde und sagte: „Der Feind wird von diesem Datum erfahren und versuchen, die Pläne zu stören.“
Der russische Führer deutete auch an, dass die Festlegung von Fristen zu hastigen, risikobehafteten Operationen führen könnte: „Wenn ich ein konkretes Datum nenne, werden die Soldaten alles daran setzen, es um jeden Preis einzuhalten, ohne die Verluste zu berücksichtigen.“
Gebrochene Versprechen und sich ändernde Prioritäten
Dies ist nicht das erste Mal, dass Putin von einem Zeitplan abweicht. Nach einem ukrainischen Übergriff in Kursk im August setzte er zunächst eine Frist bis zum 1. Oktober für die Vertreibung der Truppen. Diese Frist verstrich ohne Erfolg, was Fragen zu Russlands Prioritäten und Fähigkeiten in der Region aufwarf.
Der Mangel an Fortschritten kommt, während der Chef des Generalstabs Valery Gerasimov ankündigte, dass alle militärischen Ziele für 2024 erreicht worden seien – eine Aussage, die allgemein als Signal gedeutet wird, dass die Vertreibung ukrainischer Kräfte aus Kursk für Moskau kein dringendes Thema mehr ist.
Eine Angespannte Militärmaschine
Die Herausforderungen in Kursk verdeutlichen die umfassenderen Kämpfe, mit denen Russlands Militär konfrontiert ist. Um den Truppenmangel zu beheben, kündigte Putin Pläne an, die Streitkräfte und Sicherheitskräfte des Landes auf 1,5 Millionen zu erweitern. Diese erhebliche Erhöhung zielt darauf ab, die Reihen aufzufüllen, während der Krieg in der Ukraine in sein zweites Jahr geht, ohne Anzeichen einer Lösung.
Militäranalysten deuten darauf hin, dass Russlands Fokus auf anderen Fronten, logistische Probleme und die widerstandsfähigen Gegenoffensivbemühungen der Ukraine die Operationen in Grenzregionen wie Kursk kompliziert haben. Putins Zögerlichkeit, einen konkreten Zeitplan zu geben, deutet darauf hin, dass Moskau damit kämpft, seine Ambitionen mit den Gegebenheiten vor Ort in Einklang zu bringen.
Die Kursk-Frage
Die Situation in Kursk, obwohl sie nicht im Mittelpunkt des größeren Krieges steht, ist zu einem symbolischen Schlachtfeld geworden. Ukrainische Eindringlinge in die Region stellen die Kontrolle Russlands über seine eigenen Grenzen in Frage und testen Putins Erzählung von Stärke und Souveränität. Die Unfähigkeit, das Gebiet zu sichern, spiegelt nicht nur logistische Hürden wider, sondern auch ein strategisches Dilemma für Moskau: die Priorisierung von Ressourcen zwischen Grenzkonflikten und der aktiven Gegenoffensive der Ukraine in den besetzten Gebieten.
Ein Krieg Ohne Zeitrahmen
Putins Weigerung, sich auf einen Zeitrahmen für Kursk festzulegen, spiegelt die unvorhersehbare und zermürbende Natur des Konflikts wider, in dem Siege weder schnell noch garantiert sind. Für die Anwohner in der Nähe der Grenze bietet das Fehlen eines definitiven Plans jedoch wenig Sicherheit. Während die Kämpfe weiter toben und Versprechen unerfüllt bleiben, ist Kursk zu einem Mikrokosmos der größeren Unsicherheiten rund um Russlands Krieg in der Ukraine geworden.